
Multicopter (Drohnen) werden immer preiswerter und selbst für Hobby-Piloten und Backpacker erschwinglich. Was musst Du vor Deinem ersten Drohnenflug wissen?
Francis mit seiner Drohne in Indien - Foto: Francis
Gastbeitrag von Francis&Bina@my-road.de, die gerade in Pionierarbeit mit einem Quadrocopter auf Weltreise sind und damit wundervolle Bilder und Videos aus der Luft machen.
Du bist Backpacker und willst eine Drohne mit auf die Reise zu nehmen? So kommst Du in 4 Schritten zu Deinem ersten Drohnenflug, egal wo auf der Welt.
Schritt 1: Kaufberatung Drohne
1. Drohne
Die Auswahl an Multicoptern wird immer vielfältiger. Wenn Du jedoch ernsthaft Fotografieren bzw. Filmen möchtest, musst Du auf einige Aspekte beim Kauf achten.
Dein zukünftiges Baby sollte unbedingt über GPS verfügen und anhand dessen die Flugbahn korrigieren. Wenn Wind weht und Du die Steuerknüppel der Fernbedienung nicht bewegst, sollte die Drohne die aktuelle Position halten. Das funktioniert nur mit dem GPS-Signal.
Außerdem ermöglicht das GPS die ausgesprochen wichtige GoHome-Funktion. Wenn der Akku leer ist oder die Drohne die Funkverbindung zum Steuergerät verliert, fliegt die Drohne zu dem Punkt zurück, von dem sie gestartet ist. Eine unglaublich hilfreiche Funktion!
Weitere Kriterien beim Kauf sind die Reichweite, der Preis und das Gewicht des Kopters. Die für uns beste Lösung ist die Phantom von DJI. Da ich nur Erfahrungen mit der Phantom 2 von DJI* habe, beziehen sich die konkreten Tipps weiter unten auf diesen Quadrocopter.
2. Kamera
Allein mit der Drohne kannst Du noch keine Fotos schießen bzw. Filme drehen. Es gibt zwar Drohnen mit integrierter Kamera, allerdings halte ich davon nicht viel. Mir ist ein modularer Aufbau lieber, bei dem ich die Kamera ggf. auch austauschen kann. Andernfalls benötige ich gleich eine neue Drohne, wenn ich mit der Kamera nicht mehr zufrieden bin.
Die Kamera muss natürlich klein und leicht sein, also möglichst eine Action-Kamera. Die meisten Piloten setzen auf eine GoPro. Dir rate ich auch zum Kauf einer GoPro*, da mich die Videoqualität der anderen Hersteller nicht überzeugen konnte.
Phantom 2 Quadrocopter mit GoPro Hero und Gimbal
3. Gimbal
Hast Du nun eine Drohne und eine Kamera, fehlt noch das Verbindungsstück. Mit einem sogenannten Gimbal montierst Du die GoPro an die Drohne. Wir nutzen das Zenmuse H3-3D*. Die Investition in so ein Gimbal wird sich vor allem bei Deinen Flugvideos bezahlt machen, denn ein Gimbal gleicht sämtliche Bewegungen der Drohne aus. Trotz starker Windstöße bleibt das Video sehr ruhig.
Bei einem Flug in Sri Lanka hatte ich einmal so starken Wind, dass die Drohne kaum noch manövrierfähig war. Durch das Gimbal hat man im Video nichts davon bemerkt. Meines Wissens gibt es derzeit nur Gimbals für die GoPro, was ein weiteres wichtiges Argument für die beliebte Action-Kamera ist.
4. Rucksack
Ein letztes Utensil darfst Du vor allem als Backpacker nicht vergessen: Den Rucksack! Deutsche Piloten transportieren ihre Drohnen häufig in speziellen Koffern. Auf längeren Reisen ist das für mich keine Option.
Wieder andere Piloten schnallen ihre Drohne einfach außen am Rucksack fest. Insbesondere in ärmeren Ländern finde ich es problematisch, die Drohne so offen zu zeigen. Deswegen empfehle ich diesen Rucksack*, der die richtige Polsterung und die perfekten Ausmaße für das Handgepäck im Flugzeug hat.
Einziger Nachteil: Der Drohnen-Rucksack ist recht sperrig, so dass der Transport nicht immer ganz komfortabel abläuft. Derzeit kenne ich aber keine bessere Alternative.
Drohnen-Foto, Little Adam's Peak, Sri Lanka - Foto: Francis
Schritt 2: Flugbereit machen
1. Montage
Wenn Deine Ausrüstung nun komplett ist, musst Du erst einmal etwas basteln. Die wichtigsten Dinge stehen im Handbuch, weshalb ich das hier überspringen kann.
Bei unserer Phantom 2 wird laut Handbuch ein Anti-Interferenz-Filter an die Gehäusewand geklebt. Da mir das Risiko einer Beschädigung des Bauteils während der Reise zu hoch ist, habe ich es im Gehäuse der Drohne platziert. Dieses Video hilft Dir bei der Montage des Gimbals und beim Einbau des Anti-Interferenz-Filters in das Gehäuse.
Denke daran, dass die Garantie beim Öffnen des Gehäuses verfällt!
2. Installation
Langsam aber sicher näherst Du Dich Deinem ersten Flug. Doch bevor Du abhebst, solltest Du unbedingt die Firmware von Drohne, Gimbal und Steuergerät aktualisieren. Im Falle der Phantom 2 musst dafür Du die DJI-Assistant-Software (Download hier) installieren. Außerdem musst Du über diese Software die Steuerknüppel der Fernbedienung kalibrieren.
Schritt 3: Papierkrieg
1. Legales
Jetzt bist Du technisch in der Lage, Deinen ersten Flug zu starten. Bevor es aber losgeht, musst Du einige juristische Voraussetzungen erfüllen. Da in jedem Land andere Bedingungen gelten, kann ich hier keine konkreten Hinweise geben. Informiere Dich vor Deinem Flug im jeweiligen Land und versuche möglichst eine offizielle Bestätigung der aktuellen Regeln zu bekommen. Viele Länder sind gerade dabei, Gesetze für den Umgang mit Drohnen zu formulieren.
Die Erfahrungen von unserer Weltreise in den einzelnen Ländern sammle ich in unserem Artikel Reisen mit dem Quadrocopter.
2. Versicherung
Empfehlenswert ist zudem der Abschluss einer speziellen Haftpflichtversicherung. In Deutschland bist Du zum Abschluss einer solchen Versicherung gesetzlich verpflichtet. Die normale Haftpflicht kommt i.d.R. nicht für Schäden auf, die durch eine Drohne verursacht werden.
Eine Übersicht zu den aktuellen Versicherern gibt es hier. Wir haben uns für die Versicherung vom Drohnen-Forum entschieden.
Wenn Du Deine Drohne nur auf Reisen verwendest, ist die Haftpflicht eventuell überflüssig.
Phantom 2 im Flug
Schritt 4: Erstflug
1. Fertig machen
Nun kann es endlich losgehen, Dein erster Drohnenflug steht bevor. Suche Dir für den Anfang eine große Wiese, auf der sich keine Hindernisse befinden. Checke vor jedem Flug:
- wie stark der Wind geht.
- ob es regnet oder Wasser auf die Drohne kommen könnte (z.B. ein Wasserfall).
- welche Hindernisse im Weg sein könnten.
- ob Menschen bei einem ungewollten Absturz gefährdet werden könnten.
Wenn Du die Bedingungen für sicher hältst, schalte das Steuergerät und die Drohne ein. Vor jedem Start solltest Du den Kompass kalibrieren und warten, bis das GPS-Signal von ausreichend Satelliten empfangen wird (LEDs blinken grün). Die Drohne speichert die Startposition, sobald GPS empfangen wurde. Die LEDs leuchten dann für wenige Sekunden sehr schnell grün.
2. …und Action
Schalte jetzt die GoPro an. Der Hinweis klingt überflüssig, aber ich selbst vergesse es immer wieder. Mit der GoPro-App kann man die Kamera vom Boden aus steuern. Aufgrund der kurzen Wifi-Reichweite ist das meistens keine Option.
Daher stelle ich die GoPro am Boden immer so ein, dass sie die ganze Zeit durchfilmt und dabei aller fünf Sekunden ein Foto schießt. Die GoPro-App nutzen wir nur zum Einstellen des Kamera-Winkels und Sichten der Aufnahmen am Drehort.
Auf Deinen ersten Luftaufnahmen wirst Du wahrscheinlich Propeller im Bild haben. Mit der Software von DJI kannst Du den Winkel des Zenmuse-Gimbals so einstellen, dass die Propeller verschwinden. Mit dem Winkel wirst Du etwas experimentieren müssen. Wir erzielen meistens mit -4° gute Ergebnisse.
Die Einstellungen nimmst Du in der DJI-Assistant-Software unter Advanced > Gimbal vor. Hier stellst Du den untersten Regler (Vertical Limit) so ein, dass Dein Wunschwert im rechten Textfeld erscheint.
Steuerzentrale der Drohne mit Smartphone App
3. Flugmanöver
Probiere im Flug verschiedene Manöver aus. Die schönsten Videos haben wir bisher mit folgenden Flugmanövern eingefangen:
- Gerade nach oben fliegen
- Vorwärts oder rückwärts fliegen (sehr nah am Boden und weit oben in der Luft)
- Rückwärts und gleichzeitig nach oben fliegen
- Vorwärts fliegen mit Kamera nach unten gerichtet
Für den Anfang ist es vollkommen in Ordnung, wenn Du Deine Drohne austestest. Sobald Du ernsthaft filmen bzw. fotografieren willst, solltest Du Dir vor dem Start Deine Flugroute überlegen. Vorher packe ich meinen Multicopter gar nicht aus.
Auch wenn es verlockend ist: Die Drohne sollte niemals außerhalb der Sichtweite geflogen werden. Sonst kannst Du die Leuchtsignale nicht mehr sehen und Du kannst nicht auf eventuelle Hindernisse reagieren. Es ist also in Deinem eigenen Interesse, Deinen Kopter immer im Blickfeld zu haben. Davon abgesehen ist es (in Deutschland) verboten, außerhalb der Sichtweite zu fliegen.
4. Die Landung
Den Kopter richtig zu landen ist nicht ganz trivial. Der ideale Untergrund ist eben und wirbelt beim Landen keinen Dreck auf. Im Zweifelsfall kann auch jemand anderes die Drohne in der Luft auffangen. Vor jeder Landung musst Du einen Blick für Deine Umgebung haben: Stehen Leute im Weg? Ist ein Stromkabel in der Nähe? Sind Tiere in Sichtweite?
Schon mehrfach sind aufgeschreckte Hunde durch die Luft gesprungen, um unsere Drohne vom Himmel zu holen. Bei einer Landung in Sri Lanka ist ein Hund zwei Meter hoch gesprungen, als ich gerade landen wollte. Für solche Situationen ist es immer günstig, wenn Dich eine zweite Person begleitet.
Der Agonda-Beach in Goa, Indien
Fazit Drohnenfotografie
Für das Filmen und Fotografieren aus der Luft musst Du sowohl Zeit als auch Geld aufwenden. Für eine vollständige Ausrüstung musst Du mindestens 1.300 Euro einplanen. Wenn Du Deinen Multicopter mit weiteren Features ausstatten möchtest, musst Du entsprechend höher kalkulieren.
Es braucht etwas Übung, mit dem Kopter so zu fliegen, das man die gewünschten Bilder einfängt. Wenn Du bereit bist, diese Zeit und das Geld zu investieren, wirst Du mit weltweit einzigartigen Bildern Deines Reiseortes belohnt werden.
Schau Dir an, was Du für Videos als Backpacker machen kannst:
Video von Francis und Bina in Hampi, dem indischen Angkor Wat
* amazon Links sind affiliate Links von myroad.de
Für 1.300 Euro zum Piloten? Ich finde das gerade noch bezahlbar und sehr faszinierend. Was sagst Du zu Drohnenvideos und Drohnenfotografie?