Die Canon G7X ist eine Kamera mit professionellem Anspruch und mit 300g die leichteste der 4 Siegerkameras in meinem aktuellen Reisekameravergleich für 2015.
Ich habe vor 2 Monaten meinen Worten auch Taten folgen lassen und die G7X als Ersatz für meine verloren gegangene Nikon D90 Spiegelreflexkamera gekauft.
Hat die G7X gehalten, was sie verspricht oder war es eine Katastrophe?

Mehr Farbtiefe mit der G7X
Die kurze Antwort
Die G7X hat gehalten, was sie verspricht und es war eine Katastrophe.
Die lange Antwort ist sehr lang, weil ich ein Foto-Nerd bin. Entweder Du liest Dich durch, oder Du springst gleich zu
Erster Eindruck
Als ich zum ersten Mal die Canon G7X in den Händen hielt, war ich schockiert. In den Händen ist noch übertrieben, ich konnte meine rechte Hand fast vollständig um das Spielzeug schließen.
Als ich zum ersten Mal die Bilder meiner G7X sah, war ich nicht weniger schockiert. Die Bildqualität ist deutlich besser, als mit meiner DSLR mit Kit-Objektiv, vor allem an den Rändern und in den Ecken der Bilder. Das Objektiv der G7X ist Hexerei.

Kameras mit Kit-Objektiven © camerasize.com
Größenvergleich
Wir reden von einer Kamera, die in meine Hosentasche passt und wie Kinderspielzeug aussieht. Schau Dir einmal den Größenvergleich oben an, zwischen
- der kleinsten APS-C DSLR Nikon D3300 mit Kit-Zoom
- der kleinsten APS-C Systemkamera Samsung NX3300 mit Kit-Zoom
- der kleinsten MFT Systemkamera Panasonic GM-1 mit Kit-Zoom
- dem Fotografen-Liebling Fuji X-A1 mit Kit-Zoom
- der Canon G7X
(Sony NEX und Nikon 1 fehlen in der Liste, weil es für diese Systeme keine lichtstarken Zooms gibt)
Die Canon G7X ist winzig, oder? Dabei ist die G7X von den technisch-optischen Eigenschaften mit ihrem 24-100mm (äqu. KB) f/1,8-2,8 Objektiv trotz 1″ Sensor besser in Farbtiefe, Dynamikbereich, Rauschverhalten, Schwachlicht-Leistung und selektiver Tiefenschärfe, verglichen mit den anderen Kameras mit Kit-Objektiv.
Kamera | Preis | Gewicht | Licht optisch | Licht digital | ∏ |
---|---|---|---|---|---|
Nikon D3300 | 450 € | 658g | 100% | 139% | 139% |
Fujifilm XA-1 | 400 € | 525g | 100% | 102% | 102% |
Samsung NX3000 | 300 € | 391g | 100% | 94% | 94% |
Panasonic GM1 | 500 € | 344g | 100% | 66% | 66% |
Canon G7X | 550 € | 304g | 389% | 56% | 216% |
Wo ist der Haken?
Es gibt 2 Haken.
- Mit der Canon G7X kannst Du niemals das Objektiv wechseln. Kein Weitwinkel, kein Megazoom, keine Festbrennweite. Du hast 24-100mm (äqu. KB) f/1,8-2,8 und sonst nichts.
- Die Canon G7X ist teurer, als die anderen Kameras. Du musst den Preis für die Kamera rechnen plus einen Ersatzakku, wegen der schlechten Akkulaufzeit. Damit bist Du bei knapp 600 Euro.
Das ist doppelt so viel Geld, wie für den Preis-Leistungssieger Samsung NX3000 und zu der NX3000 gibt es noch Adobe Lightroom kostenlos dazu.
Aber mal ehrlich, das NX3000 Kit mit der Canon 7X ist wie Äpfel mit Birnen vergleichen. Um die Licht-Leistung der G7X zu schlagen, müssten wir die anderen Kameras mit teuren und schweren f/2,8 Zooms ausstatten, z.B.
- Nikon D3300 mit 17-50mm f/2,8
- Fujifilm X-E1 mit 18-55mm f/2,8-4,0
- Samsung NX3300 mit 17-50mm f/2,0-2,8
- Panasonic GM1 mit 12-35mm f/2,8
Dann sieht es von der Licht-Leistung ganz anders aus, aber auch von den Preisen:
f/2,8 Zooms | Preis | Gewicht | Licht optisch | Licht digital | ∏ |
---|---|---|---|---|---|
Nikon D3300 | 730 € | 895g | 278% | 139% | 385% |
Fujifilm XE-1 | 750 € | 660g | 176% | 100% | 176% |
Samsung NX3000 | 1355 € | 932g | 353% | 94% | 333% |
Panasonic GM1 | 1508 € | 579g | 227% | 66% | 150% |
Canon G7X | 550 € | 304g | 389% | 56% | 216% |
Zwar wird die Canon G7X jetzt von der Licht-Leistung teilweise übertrumpft, aber plötzlich ist sie ein Schnäppchen. Außerdem ist die G7X nun ein noch größeres Leichtgewicht als vorher schon, mit etwa dem halben Gewicht, der nächst schwereren Kameras.
Der Größenvergleich ist nun total absurd geworden. So schauen die anderen Kameras mit lichtstarken Objektiven aus:

Kameras mit lichtstarken Objektiven camerasize.com
Vergiss Systemkameras
Wenn Du also eine Kamera mit nur einem Zoom suchst, sind Systemkameras mit Wechselobjektiv keine Alternative zur Canon G7X.
Erst dann, wenn Du Dir mehrere Objektive anschaffen willst, kommen Systemkameras mit Wechselobjektiven in Frage. Richtig Sinn machen Systemkameras als Alternative eigentlich nur mit Festbrennweiten, mit Weitwinkelobjektiven oder mit Super- und Megazooms.
Alles, was für die Canon G7X gilt, gilt auch für die sehr ähnlichen Kameras Sony RX100 III und Panasonic Lumix LX-100. Mehr dazu findest Du in meinem Reisekamera Vergleich für Reisezooms.
Wenn Dir diese Erklärung zu kurz war, dann schau bitte zu meinem
- Reisekamera-Vergleich für Kameras mit einem Zoomobjektiv
- Reisekamera-Vergleich für Kameras mit 1-3 Festbrennweiten
- Artikel 5 Anforderungen an eine Reisekamera
Wenn Dich die technische Seite interessiert und Du wissen willst, was ich unter Licht-Leistung verstehe, dann klicke zu
- Kamera Ranking: Kennzahlen und Formeln
Wenn Du wissen willst, wie es mir mit meiner eigenen G7X erging, lies weiter.
Testfotos
Alle Bilder in diesem Beitrag sind mit der G7X geschossen, bis auf die beiden Bilder vom Schaden an der G7X später. Hier findest Du außerdem Testbilder in Originalgröße.
Bei den Testbildern finde ich besonders Schwachlicht-Situationen wichtig, denn da kann ein iPhone oder selbst eine Kamera mit Kit-Objektiv nichts mehr ausrichten. Ich fliege außerdem immer Carry-On und habe deshalb kein Stativ.
Alle Testbilder sind in schwierigen Belichtungssituationen und frei Hand oder auf dem Knie aufgelegt geschossen. Alle Bilder sind unbearbeitetes JPG out of camera.
Klick für Originalgröße (sehr groß!)












Meine Erfahrungen
Die Vorteile der G7X
- Wie gesagt, von der Bildqualität bin ich begeistert, das Objektiv ist sehr gut.
- Noch mehr bin ich von der Schwachlicht-Leistung begeistert: Mit ISO 640, Blende f/1,8, Bildstabi und Burst-Mode bei Dämmerung aus der Hand schießen? Kein Problem!
Ich fliege immer Carry-On und kann deshalb kein Stativ mitnehmen, selbst wenn ich es wollte.
- Auch für den Zoom, der mit 100mm (äqu. KB) schon weit im Telebereich ist, ist die schnelle Blende ein Segen: Auf 100mm zoomen und dank Bildstabi, Burst-Mode und Blende f/2,8 nicht verwackeln? Ein Traum!
- Der Autofokus ist viel schneller als bei der Canon EOS-M und macht selbst bei Schwachlicht einen sehr guten und schnellen Eindruck.
- Die Batterielaufzeit ist gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Ich habe nicht einmal mehr als eine Ladung pro Tag gebraucht. Weil ich mehrmals vergessen habe täglich aufzuladen, war der Ersatzakku aber eine gute Idee.
- Stockfotos von der G7X werden einwandfrei akzeptiert, selbst bei den peniblen Börsen, wie Shutterstock und Fotolia.
- Die Kamera ist klein genug für die Hosentasche: Kein Kameragurt mehr, kein spürbares Gewicht mehr und das Beste, man sieht mir nicht an, dass ich eine fähigeKamera dabei habe.

ND-Filter ist ein Segen und ein Fluch
Die Nachteile der G7X
- Die G7X hat keinen Panorama-Modus! Noch dazu funktionieren der AE-Lock und der AF-Lock nicht. Wenn Du das erste Bild schiesst, ist der Lock einfach wieder weg. Die einzige Methode Panoramas zu schießen und dabei Belichtung und Fokus zu locken, ist den Auslöser während dem gesamten Panorama halb durchzudrücken.
- Panoramas so zu schiessen ist eine unglaubliche Fieselei und früher oder später lässt Du den Auslöser versehentlich los. Dann musst Du nochmal von vorne anfangen. Noch dazu musst Du für diese Methode das Bild Review ausschalten oder auf 2 Sekunden stellen, sonst siehst Du nichts. Kaum zu fassen, so ein unausgegorener Scheiss! Ich hoffe das wird mit einem Firmware-Update gefixt.
- Die G7X hat Auto HDR und Exposure Stacking. Das Auto HDR belichtet sehr schnell, scheint aber immer nur +/-1 Stops oder noch weniger zu belichten. Das erweitert den Dynamikbereich oft nicht genug. Außerdem speichert die Kamera wirklich nur das HDR und keines der Originalbilder. Das ist bei der NEX besser gelöst.
- Exposure Stacking ist eigentlich eine gute Lösung für diese Probleme. Damit lässt sich die Belichtungsdifferenz auf +/-2 Stops einstellen, aber die Belichtung dauert merkwürdigerweise viel länger als bei Auto HDR. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Komposition zwischen den Aufnahmen verändert.
- Die Anzeige für die schwarz-weiss blinkende Überbelichtung lässt sich nur aktivieren, wenn man beim Bildreview den kleinen Ausschnitt wählt. Du siehst also entweder ob Du überbelichtet hast, oder ob das Bild scharf ist, aber nicht beides. Das ist bei der Sony NEX genauso und ich frage mich was der Grund für so einen Schmarrn ist?
- Die JPG-Kompression ist total übertrieben. Die kleinsten JPG-Dateien liegen bei etwa 4 MB Dateigröße, meistens sind es eher um die 7 MB. Die JPG-Kompression ist fest eingestellt auf 95, keine Möglichkeit das zu ändern. 7 MB pro Foto sind natürlich viel zu groß um unterwegs tagesaktuell Fotos in der Cloud zu sichern.
- Mir würde eine JPG-Kompression von 80, also “low” bei Nikon völlig ausreichen, für rund 3 MB große Dateien. Wer glaubt denn, dass eine höhere JPG-Kompression als 80 für eine höhere Bildqualität sorgt? Ich sehe da auch bei 100% Vergrößerung nicht den geringsten Unterschied.
- Der manuelle ND-Filter lädt nur so zu Fotografenfehlern ein. Ich habe bei einem Wasserfall den ND-Filter eingeschaltet, für Langzeitbelichtungen und dann vergessen ihn wieder auszuschalten. Den Rest des Tages war ich mit 3 Stops weniger Lichtleistung unterwegs. Das ist bei der Sony RX100 viel besser gelöst. Da schaltet sich der ND automatisch zu, wenn er gebraucht wird.
- Der Blitz ist nicht besonders gut und lässt sich anders als bei einer DSLR nicht auf z.B. halbe oder viertel Stärke regeln. Ich bin trotzdem froh, überhaupt einen integrierten Aufhellblitz zu haben, an so einer kleinen Kamera.
- Den Touchscreen habe ich nach ein paar Tagen deaktiviert. Ich habe mir dauernd versehentlich meinen Fokuspunkt verstellt und weiß eigentlich nicht wie man einen Touchscreen an einer Kamera effektiv einsetzt.
- Noch ein Nachteil, der vielleicht albern klingt. Mit der kleinen G7X fühle ich mich nicht mehr wie ein Fotograf. Ich bin nicht mehr der Mann mit der großen Kamera, der ich 3,5 Jahre lang jeden Tag war. Bei der Strassenfotografie wird aus diesem “Nachteil” natürlich ein riesiger Vorteil.

Für Portraits ist die G7X nur 2. Wahl
Meine Katastrophen mit der G7X
Die G7X hat meine Erwartungen erfüllt und sogar übertroffen. Aber eine wichtige Anforderung für Reisende, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte, hat sie nicht erfüllt: Die Canon G7X ist nicht besonders robust und nicht gut gegen Umwelteinflüsse geschützt.
1. Katastrophe mit der G7X
Ich hatte nach einer Woche meine ersten beiden Staubkörner im Objektiv. Wie die da reinkommen? Keine Ahnung! Das ist mir noch mit keiner DSLR passiert, auch mit meiner Sony NEX nicht und selbst mit meinen alten Canon Powershots nicht.
Die Kamera war doch eigentlich vor Umwelteinflüssen geschützt in meiner Hosentasche, oder? Nach einem Monat waren es mehr als 20 gut sichtbare Staubeinschlüsse. So ein Objektiv muss doch bei einer 550 Euro teuren Kamera abgedichtet sein, oder?

rot: Staubkörner, gelb Kratzer
2. Katastrophe mit der G7X
Am 10. Tag mit der G7X, bin ich beim Aufsitzen auf unser Mofa gegen den Lenker gestossen. Leider hat es dabei auch die G7X erwischt, die sich in meiner Hosentasche befand.
Kein Ding, oder?
Was soll so ein kleiner Stoß schon ausmachen?
Leider hat es dabei die Schwachstelle der Kamera erwischt. Die G7X hat keine feste Objektivabdeckung, wie man das von einer DSLR oder Systemkamera kennt. Alles was die Linse von der Außenwelt trennt, ist eine dünne Fächerkonstruktion aus Blech. Einer der Fächer war tatsächlich etwas verbogen.
Durch die komplizierte Fächerkonstruktion, bei der die fragilen Fächer perfekt ineinander greifen müssen, sorgte die kleine Delle dafür, dass sich die Objektivabdeckung nicht mehr automatisch öffnen und schließen konnte.
Das war noch nicht alles. Ich habe im Anschluss das Problem zu begreifen versucht und habe die Kamera mehrfach manuell geöffnet und geschlossen. Dadurch, dass der Fächer leicht nach innen gebogen war, hat er dabei an der Linse geschabt und einen Kratzer mitten auf der Linse verursacht.
Es war zum Heulen. Die neue Kamera war 10 Tage alt und quasi Schrott…

rot: Staubkörner, gelb Kratzer
Garantie auf Reisen
Ich habe leider eine US-Garantie, die wirklich nur in den USA gilt. Ich komme frühestens im August zurück in die USA. Noch dazu ist wahrscheinlich nur Katastrophe 1 ein Garantiefall, für Katastrophe 2 bin ich wahrscheinlich selbst verantwortlich.
Ich habe bei Canon angefragt, ob es eine andere Möglichkeit gibt. Die haben gemeint, ich soll die Kamera zu jemandem in die USA schicken, der es einreichen kann. Naja, das würde wahrscheinlich 3 Monate dauern und nicht viel weniger kosten, wie eine Reparatur hier.
Ich habe mich also dazu entschlossen die Kamera hier in Bangkok bei Canon reparieren zu lassen. Das heißt ich zahle 280 Euro für ein neues Objektiv und die Montage. Scheisse, oder?

Fette Sunflares durch die Katastrophen
In Zukunft
Was ich danach mit der reparierten Kamera mache, weiß ich noch nicht. Das war ein ziemlicher Schock und ich habe mein Vertrauen in die Canon G7X als verlässliche Reisekamera verloren.
Wie ich eingangs geschrieben habe, sind die einzigen Alternativen zur G7X die Sony RX100 III und die Panasonix LX-100. Die RX100 III hat auch so einen Blechverschluss (ohne Fächer). Die LX-100 hat eine richtige Objektivkappe.
Auch eine Canon EOS-M mit 11-22mm Weitwinkelobjektiv und 22mm f/2,0 Festbrennweite könnte ich mir vielleicht noch vorstellen. Aber die Festbrennweite hat keinen Bildstabilisator und die Kamera einen langsamen Autofokus. Außerdem, hab ich von Canon erstmal genug…
Was meinst Du?
War das nur Pech?
Soll ich der G7X noch eine Chance geben?
Soll ich sie verkaufen, so bald sie wieder wie neu ist?
Mein Test. und Erfahrungsbericht über die Reisekamera G7X ist Teil der Blogparade Fotografie auf Reisen.
Das Palmenbild bei Sonnenuntergang auf Ko Lanta in Thailand wurde kurz vor der 2. Katastrophe mit der Canon G7X geschossen und ist mein Eintrag für den Bilderwettbewerb der Blogparade. (ISO 640 – f/1,8 – 1/125s – frei Hand – Panorama aus 4 Einzelbildern)