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Nachhaltiger Reisen durch günstiges Reisen

Der Mönch deutet mit seiner magenta Robe auf drei Türen und beobachtet unsere Reaktion:

Hier sind die Toiletten und die Dusche.
Es gibt kein warmes Wasser.

Unser Blick fällt auf 2 einfache Hock-Toiletten, wie sie in Asien üblich sind. Wir lächeln zufrieden und der Mönch lächelt zufrieden zurück.

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Hock-Toilette im Burmese Rest

Unsere letzte warme Dusche ist nur noch eine ferne Erinnerung und nach einem halben Jahr in Asien haben wir Hock-Toiletten lieb gewonnen. Sie sind hygienischer, gesünder, mit weniger Aufwand herzustellen und einfacher zu reinigen. Die meisten Asiaten haben noch nie eine westliche Sitz-Toilette gesehen und würden sich auf die Klobrille stellen, wie sie es gewohnt sind.

Wir bleiben 4 Tage in dem beschaulichen und mit 3,86 Euro (700 Rs) günstigsten Doppelzimmer unseres einmonatigen Sri Lanka Aufenthalts. Es geht uns zugegeben in erster Linie um den Preis. Trotzdem halte ich das Burmese Rest für nachhaltiger als die meisten sogenannten Eco-Lodges.

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Mönch im Burmese Rest

Das Burmese Rest in Kandy, Sri Lanka ist eigentlich zum Übernachten für buddhistische Pilgerer gedacht, bietet aber auch ein paar einfache Zimmer für normale Reisende. Mit Tourismus haben die Mönche nichts am Hut. Die Unterkunft ist in keiner Buchungsmaschine gelistet und man kann auch nicht vor Ort reservieren, “weil es sowieso meistens voll ist”. Auch gibt es keine sogenannten westlichen Standards.

Mit Nachhaltigkeit haben die Mönche sicher auch nichts am Hut. Dadurch, dass die Unterkunft nicht an touristische Bedürfnisse angepasst ist und nicht extra für den Tourismus gebaut wurde, machen sie aber viel richtig. Ein Besucher verbraucht nicht mehr Wasser und Energie als ein Einheimischer, die Einnahmen gehen an die Mönche und wer die Kultur mißachtet und z.B. Alkohol im Guesthouse drinkt, fliegt raus.

Damit sind alle 3 Säulen der Nachhaltigkeit zumindest teilweise abgedeckt: Ökologie, Ökonomie und Sozio-Kulturelles.

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3 Säulen der Nachhaltigkeit

Wenn wir Nachhaltigkeit hören, denken wir hauptsächlich an Umweltschutz. Aber das ist nur ein Teil von nur einer der 3 Säulen, wie Nachhaltigkeit von den Vereinten Nationen definiert wird:

  • Ökologie
    Bleiben Natur und Ressourcen für künftige Generationen erhalten?
  • Sozio-Kulturell
    Sind Einheimische froh über den Tourismus? Wird auf die lokale Kultur Rücksicht genommen?
  • Ökonomie
    Hat der Tourismus wirtschaftliche Vorteile für die Einheimischen? Sind touristische Entwicklungen positiv?
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Mit Hotels zugebaute Insel Cat Ba, Vietnam

Fehlt eine dieser 3 Säulen, dann ist der Tourismus nicht nachhaltig, z.B.:

  • Eine Eco-Lodge kann noch so grün sein und die Kultur noch so vehement schützen, so lange die Gewinne an einen Investor fließen statt in irgendeiner Form an die Gemeinschaft ausgeschüttet zu werden, ist die ökonomische Nachhaltigkeit nicht erfüllt.
  • Der Tube-Verleih in Vang Vieng in Laos wird von einer Kooperative geführt, alle Gewinne werden verteilt. Auch die Umwelt wird durch solchen sanften Tourismus geschont. Wenn aber jeden Abend 50-100 halbnackte Weiße sturzbetrunken durch das Dorf torkeln und jedes Jahr 2 Duzend Besucher bei alkoholisierten Mutproben sterben, dann scheitert die Nachhaltigkeit an der sozio-kulturellen Säule.
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"nachhaltig" gefüllter Pendlerzug bei Colombo, Sri Lanka

Nachhaltiger Tourismus ist leider wegen des Anflugs zum Reiseziel in den meisten Fällen vollkommen unmöglich, zumindest was den Umweltschutz angeht. Wir können als Reisende immerhin vor Ort dafür sorgen, unseren Fußabdruck auf allen 3 Säulen möglichst gering zu halten.

Diese Vor-Ort Nachhaltigkeit klingt nach einem schwachen Trost angesichts der CO² Bilanz von nur einem, geschweige denn zwei Langstreckenflügen. Vor-Ort Nachhaltigkeit ist aber reiner Pragmatismus angesichts der Tatsache, dass wir morgen nicht plötzlich alle mit dem Fliegen aufhören und Ferien in Balkonien machen.

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Carbon Offsets

Carbon Offsets werden manchmal als Lösung für die schlechte Umweltbilanz von Flügen diskutiert. Was davon zu halten ist, zeigen eindrucksvoll die Cartoon Strichmännchen. (Idee ist nicht von mir, das Original war leider nicht zu finden)
Wenn Dich die Strichmännchen nicht überzeugen, dann vielleicht Kevin Anderson, Duncan Clark oder der Reiseveranstalter, der sich von Carbon Offsets wieder abgewendet hat.

Besser ist es das Unvermeidbare zu akzeptieren und sich beim Vermeidbaren in Konsumverzicht zu üben. Grundsätzlich schadet es nicht, zu machen, was die Einheimischen machen, selbst wenn man in Indien Plastikverpackungen einfach auf die Strasse schmeisst. Wenn Du diesen Artikel gerade auf der Hocktoilette liest, weil Du Dauerdurchfall vom noch nicht verträglichen lokalen Essen hast, ist das ein gutes Zeichen.

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Hausgemachte Stringhopper zum Frühstück im Homestay

Wenn Du sparsam reist, dann habe ich eine gute Nachricht für Dich: Du verhältst Dich wahrscheinlich schon eher wie die Einheimischen und damit nachhaltiger als die meisten Reisenden:

  • Günstig Reisende übernachten oft in Omas Guesthouse, im Homestay, gehen Couchsurfen oder gleich Haus sitten
  • Günstig Reisende essen regionales Essen im einheimischen Restaurant, am Straßenstand oder im Homestay.
  • Günstig Reisende nehmen öffentliche Verkehrsmittel und verzichten wenn möglich auf Taxis, Mietwagen und Flüge.
  • Günstig Reisende machen so gut wie keine teuren touristischen Touren oder gar organisierten Abenteuerurlaub.
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Touristenbespassung mit Elefanten in Jaipur, Indien

Günstig Reisende haben also fast zwangsläufig eine bessere Co2 Bilanz als Durchschnittsreisende, sowie engeren Kontakt zu den Gastgebern. Auch der größte Pfennigfuchser gibt außerdem doppelt und dreimal so viel Geld aus, wie der durchschnittliche Einheimische.

low budget -> low impact
Geld sparen heißt Auswirkungen zu vermindern.

Durch unsere lange Reisedauer lassen wir kumuliert mehr Geld im Reiseland als jeder Pauschalurlauber. Unser Geld landet zum Großteil nicht in der Tourismusindustrie sondern in den Taschen der kleinen Leute.

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Mit Hotels zugebauter Strand, Nha Trang, Vietnam

Zwar gilt die Faustregel, dass die günstigere Variante auch die nachhaltigere ist sehr oft, aber es gibt natürlich Ausnahmen:

  • Backpacker Hostels sind oft eine günstige Alternative für Übernachtungen, sie werden aber ökologisch und ökonomisch wie ein Hotel geführt.
  • Billigflieger sind in Europa und Mexiko oft günstiger als Überlandtransport, scheitern aber beim Umweltschutz.
  • Ein Cappuccino im 7-Eleven ist günstiger als im Café, aber 7-Eleven bedeutet eine schlechte Gewinnbeteiligung für die Bevölkerung.

Auch umgekehrt gibt es einige Ausnahmen:

  • Airbnb ist oft ziemlich teuer, aber ebenso nachhaltig wie Couchsurfen.
  • Manche Eco-Lodges sind wirklich umweltfreundlich und haben eine Gewinnbeteiligung der Gemeinschaft, sind aber auch schweineteuer.
  • Eine Reise mit der Bahn daheim in Europa ist die nachhaltigste, aber wahrscheinlich auch teuerste Art zu Reisen.
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"Take only pictures, leave only Footprints"

Letztendlich geht es darum, dass Geldflüsse bestimmen, was in einem Land passiert und wir Touristen lassen in Entwicklungsländern viel mehr Geld fliessen als Einheimische. Entsprechend mehr Verantwortung müssen wir übernehmen. Jeder ausgegebene Dollar bringt Veränderung, im Guten wie im Schlechten.

Was sagst Du zu nachhaltigem Tourimus?


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